Mir schwebt nichts vor doch ist um mich ein Flattern Ernst Jandl
Was mir genau vorschwebte, als wir die Frühlingspost ausheckten, weiß ich gar nicht mehr. Ich hatte nur tolle Erinnerungen an alte Insektendrucke und Zeichnungen aus dem Studium. Aus den alten Zeiten hatte ich dieses Gedicht noch im Hinterkopf, und eine Vorstellung von einem zarten flatterigen Druck von Flügeln und dünnen Beinchen.
Die ersten Versuche gingen aber in eine andere Richtung. Diesen freundlichen Kerl kennen meine langjährigen Blogleserinnen vielleicht noch, einst saß er auf der Fensterscheibe, dann auch auf einer Tasche, jetzt wollte ich ihn in der Collagrafie zu Papier bringen.
Aus Garn, Pappe, Gewebe, Zellstoff und Paper habe ich ihn nachgebildet und abgedruckt.. und war enttäuscht.
Überzeugt hat mich dafür eine neue Farbe, die ich mir für diese Postkunst-Aktion gegönnt habe. (Dies ist unbezahlte Werbung aus Überzeugung!) Mit der Akua Druckfarbe auf Sojabasis (von @speedball_art gibt es bei Gerstaecker) habe ganz viel experimentiert und ich bin begeistert. Die Farbe ist sehr ergiebig, hat einen sehr tollen Farbauftrag, ist kräftig und gleichzeitig lasierend, so ganz anders als die grobe Acrylfarbe. Schöne Drucke habe ich damit auch auf der Gelliplate erzeugt, dafür war auch der Umdruck im dem Grashüpfer gut geeignet.
Aber es war halt noch nicht das, was mir vorschwebte…
Auf die Idee, meinen Plotter mitarbeiten zu lassen, hat mich ein Kommentar zu meinen ausgeschnittenen Pappostereiern gebracht. Und so wurde meine Frühlingspost ein digital-analoges Versuchsprojekt. Ich wollte ein Flatterwesen, ganz egal, ob es dieses Wesen auch wirklich gibt. Mit einer digitalen Zeichnung in schwarz-weiß bin ich gestartet, das Flattervieh eingepasst in einen Rahmen.
Der Plotter schneidet mit diese Vorlage aus Kraftkarton.
Ein positives und ein negatives Tier klebe ich auf Deckel eines alten Aktenordners, die Oberfläche ist schön glatt und wird keine Farbe aufsaugen.
Die Ausschnitte aus den obereren Flügeln klebe ich auf die unteren, lackiere alles kräftig und lasse es trocknen.
Dann ist mein Studio belegt mit der Druckerei, wenn schon keine Kurse stattfinden, kann ich mich ausbreiten und so richtig schön viel probieren und alles liegen lassen.
Auf die Doppelbögen Papier (auch hier habe ich mir ein extra Druckpapier gegönnt) drucke ich zunächst den negativen Falter mithilfe der Gelliplate als Untergrund. Die Farbe trocknet ein paar Tage.
Danach drucke ich den postiven Falter darüber.
Schaut mir dabei über die Schulter:
Das Papier habe ich leicht angefeuchtet und mithilfe eines Falzbeins durchgerieben. Das passt nicht immer genau, aber das finde ich nicht so wichtig.
Auch die andere Platte als Collagrafie-Druck wirkt toll:
Fehlt nur noch die Beschriftung. „Flattern“ habe ich genauso aus Kraftkarton ausgeplottet und daraus einen kleinen Druckstock geklebt.
Der Schriftzug kommt auf die Vorderseite, die auch einen zarten Hintergrunddruck erhalten hat.
Ich liebe es, wenn ich Serien auf dem Tisch liegen habe.
Auf die Rückseite kommt noch ein Fliegenfisch, der aber als Schablonendruck, das ist einfacher.
Das Gedicht als Handschrift auf die Innenseite des Drucks:
Passend dazu auch eine Postkarte für liebe Grüße..
Eingepackt und losgeflattert…
Und weil bei mir natürlich was fischiges dabei war, ich nenn es mal Fliegenfisch, Tabea sagte „Fischekten“… schicke ich es heute auch zum Fisch am Freitag.
wunderschön sind deine drucke geworden, liebe michaela. toll auch, dass du zeigst, was nicht so gelungen ist. ich liebe es auch, wenn ich die serien vor mir liegen sehe. darum mag ich die postkunst so. herzliche grüße aus dem allgäu, martina
ganz traumhaft schön, deine Drucke, liebe Michaela! Und der Fliegenfisch – ich bin fasziniert, was dir zum Thema Fisch immer wieder einfällt. Wenn es – irgendwann – mal wieder möglich ist, würdest du einen Collographie-Workshop anbieten? Ich wäre dabei!
Allerliebste Grüße aus Langenhain, Christine
Ja, das könnte ich mal überlegen, überhaupt könnte ich langsam mal anfangen zu planen, welche Themen in echt wieder interessant wären, wenn es irgendwann wirklich wieder losgeht.
Klasse, den Schaffensprozess mit allen Stolperfallen mitzubekommen! Der große Vorteil eines Blogs, finde ich…
Liebe Grüße!
Astrid
Was nützt der beste Plotter, wenn kein kreativer Kopf die Kunst entwirft und dann gestaltet. Und das ist dir so toll gelungen!!!! Und ich finde, auch „Fehldrucke“ irgendwie spannend…. Schönes Frühlingswochenende wünsche ich Dir! Mareile
Ja, klar der Plotter ist auch nur ein Werkzeug, mehr nicht, Ideen hat der nicht, aber Möglichkeiten!
Sehr großartig, liebe Michaela!
Gefällt mir sehr gut!
LG. Susanne