Mit den Augen fühlen | Mittwochsmix 32

(dieser Beitrag enthält Werbung, unbezahlt, aus Überzeugung)

Schon wieder ein Mittwoch im blauen Sommer, die Sommerinterview-Reihe geht weiter. Heute begrüßen wir als dritten Gast die liebe Sabine aus Mannheim, bei der Susanne, ich und auch viele von euch schon zu Gast waren. Sabine Jeromin-Gerdts ist die gute Seele des Jeromin-Werkladens, zusammen mit ihrem Bruder Fritz und Brunhilde Scheidmeir vom Textilstudio Speyer mit unverwechselbarem Workshop-Angebot und dem Online-Shop für die besonderen Materialien.

Sabine erzählt in unserem Gespräch von ihrer langen Erfahrung im kreativen Bereich, von wechselnden Materialien, der Anwendung in den Kursen und von den neuen Bedingungen, unter denen die Kurse in diesen Tagen stattfinden.

Ich hatte meinen ersten Kontakt mit Sabine vor langer Zeit über den Blog, über den Fisch am Freitag. Ganz besonders gefreut hat es mich, als sie mich 2012 gefragt hat, ob ich einmal ihre Siebdruckschablonen testen will, was mir eine ganz neue Welt eröffnet hat. Als sie dann noch später fragte, ob ich bei ihnen Kurse geben will, war ich mehr als geehrt. Seit dem fahre ich immer wieder gerne nach Mannheim. Ihr wisst es, oft genug habe ich hier von den Workshops berichtet.

Hier findet ihr den Jeromin-Shop.
Hier das große Workshop-Programm.
Hier den Blog mit unendlich vielen Informationen, Tipps und Tricks.

Heute zeige ich euch ein Material, das ich über Sabine kennen und lieben gelernt habe: Chinesisches Wenzhou-Papier. Sabine betont immer wieder, dass es unterschiedliche Papiere dieses Namens gibt, die alle aus der Stadt Wenzhou in China stammen, aber doch sehr unterschiedliche Qualitäten haben.

Blaue Seidenumschläge nach ©muellerinart

Das Papier, das es bei Jeromin zu kaufen gibt, ist seidig weich, hat eine rauere und eine glatte Seite, ist sehr dünn und trotzdem wasserfest, was mir bei meinen kleinen Wochenend-Projekt zugute kommt. Normalerweise nutze ich das Papier, um darauf Stoff fürs Buchbinden aufzuziehen. Es ist so dünn, dass es kaum aufträgt und bleibt auch mit Leim bestrichen stabil.
Für das blaue Sommer-Projekt dieser Woche wollte ich es einfach nur wässrig einfärben. Im Moment arbeite ich bei schönem Wetter am liebsten an meinem Wäscheständer-Arbeitsplatz auf auf dem Balkon vor meinem Arbeitszimmer (Ich muss zugeben, mein Studio ist in diesen Tagen etwas vereinsamt).

Blaue Seidenumschläge nach ©muellerinart

Im Arbeitszimmer sind alle Materialien und Werkzeuge griffbereit und ich brauche nur einen Schritt nach draußen machen, um zu kleckern und in der Sonne zu experimentieren, ohne alles in den Garten zu schleppen. Ein Brett auf dem Wäscheständer reicht als Arbeitsfläche. In diesen praktischen flachen Schalen oder Tabletts (auch von Jeromin) habe ich flüssige Acrylfarbe und Tusche in verschiedenen Blautönen mit Wasser vermischt.

Blaue Seidenumschläge nach ©muellerinart

In das blaue Bad tauche ich kurz meine Seidenpapiere und lasse sie auf der Leine trocknen.

Blaue Seidenumschläge nach ©muellerinart

Es tropft, nicht schlimm, darunter liegen noch andere Papier, die ruhig Farbspuren abgekommen dürfen.

Blaue Seidenumschläge nach ©muellerinart

In der Sonne trocknen die hauchdünnen Papiere in Windeseile. Ich muss aufpassen, dass der Wind sie nicht wegweht.

Blaue Seidenumschläge nach ©muellerinart

Aus den gefärbten Papieren falte ich Briefumschläge. Zum Teil mithilfe einer Schablone, zum anderen Teil in einer Origamitechnik, die ich mir für “Schöne Post” ausgedacht habe. Die Anleitungen für die unterschiedlichen Umschläge findet ihr dann bald im neuen Buch.

Blaue Seidenumschläge nach ©muellerinart

Die knubbeligen Papier bügle ich noch und habe nun einen Stapel feiner blauer Briefe, die fast nichts wiegen und trotzdem sehr stabil sind. Könnt ihr “mit den Augen fühlen”, wie weich und zart sie sind? Dieses Zitat von Sabine fand ich so schön, als sie im Video von den sinnlichen Erfahrungen in den Workshops berichtete.

Blaue Seidenumschläge nach ©muellerinart

In der türkisfarbenen Variante als Origami-Umschlag werden sie meine Sommerpost verhüllen. Die anderen Briefhüllen werden auch ihre Empfänger finden. Blaue Briefe haben in diesem Jahr ihren Schreck verloren, gab es sie überhaupt noch? Die Versetzung war ja in diesem Schuljahr bei niemandem gefährdet.

Blaue Seidenumschläge nach ©muellerinart

Auf meinem Balkon-Arbeitsplatz mache ich in diesen Tagen auch meine Sonnendruck-Experimente, von denen werde ich nächste Woche berichten. Dann haben wir übrigens Kristina Schaper im Interview, die ganz viel spannendes aus Kopenhagen zu berichten hat.

Und ihr? Wie habt ihr die blauen Tage kreativ genutzt?
Zeigt her, gerne in dieser Liste.

18 Kommentare zu „Mit den Augen fühlen | Mittwochsmix 32“

  1. Ach wie fein, liebe Michaela, guten Morgen in die blaue Umschlagsrunde! Ja, mit den Augen fühlen können wir in den Kursen in Mannheim und Speyer immer eine ganze Menge, und auch heute bin ich ganz nah dran am Bildschirm, um alle feinsten Blaufärbungen bei dir gut aufnehmen zu können. Wie herrlich, so einen Vorrat an Umschlägen zu haben und an feinsten dünnen Papieren. Dieses Papier mag ich auch besonders gerne, denn es ist genial vielseitig.
    LG und hab einen feinen Sehnsuchtstag heute.
    Susanne

  2. mit dem briefumschlägen-machen hat vor endlos vielen jahren mal meine leidenschaft für papierarbeiten angefangen. damals habe ich schöne seiten aus katalogen oder zeitschriften in umschläge verwandelt, später noch mit collagen und farben verfeinert und sie an meine damals vielen brieffreundschaften geschickt.
    so wunderbar zarte blaue meerschöne werke wie du sie hier zeigst habe ich (bisher!) noch nicht gemacht, aber dein heutiger post ist mir eine große inspiration und ich werde dann mal weiter blau machen!
    auf das interview bin ich sehr gespannt, aber das muss noch warten.
    liebe grüße
    mano

  3. Herrlich, genauso wie Mano mache ich es, seit ich Briefe verschicke!
    Das Papier ist wunderschön anzusehen und ich bin neugierig, wie es sich anfühlt. Ich besitze auch einen Bogen und habe mich bisher nicht getraut, ihn zu verwenden. Diese tollen blauen Briefe …. auch bei mir ist ein Farbwechsel ins Blaue nicht zu übersehen, dank der blauen Sommerthemen.
    Liebe Grüße
    Christine

  4. Sieht nach einem tollen Papier aus, dessen Einsatzmöglichkeiten sicher groß sind. Dass die Umschläge kaum etwas wiegen ist ein grandioser Vorteil bei der Sommerpost: meine Briefe werden die 20g (80ct) Grenze leider überschreiten, weil ich mich für Karte und Marke für feste Papiere entschieden haben.

  5. Johanna Goisser

    das papier kannte ich bisher noch nicht – ein toller tipp! aber das wäscheständer-szenario wird auf meiner terrasse bzw dem “rasen” gerne zelebriert;) tolle blautöne hast du erreicht!!
    ein ganz sympathisches sommerinterview habt ihr wieder geführt, und ich war sehr erstaunt zu hören, dass man blätter fürs ecoprinten nicht nach einem regentag sammeln soll… wäre ich ja nie drauf gekommen!!
    liebe grüße von johanna, im süden – aber trotzdem blaulastig;)

  6. Ich bin ein großer Wenzhou-Fan, aber das Papier für Briefumschläge zu nutzen, auf die Idee bin ich noch nicht gekommen. Vielleicht, weil es mir zu kostbar ist? Dabei ist es ja noch nicht mal teuer. Es sind ja etliche Meter auf so einer Rolle.
    Ach, ich glaube, ich bringe mir einfach noch eine Rolle für den Vorrat mit, wenn ich beim nächsten Mal zu Sabine fahre.

    Liebe Grüße
    ela

  7. aahhh, ich bin ja ein absoluter wenzhou papier fan und habe meine rolle auch bei sabine gekauft. mit 25 m lässt sich schon einiges anfangen :-))
    eine ganz tolle inspiration für mich, deine färbungen !!!
    und wieder ein klasse interview (daumen hoch)
    liebe grüße
    anja

  8. Oh schön, die Umschläge! Dieses Wenzhou Papier muss ich unbedingt haben!!! Ich glaube, heute nach dem Arbeiten werde ich eine “kleine” Bestellung bei Jeromin aufgeben… 😉
    Danke für den Schubs!
    Viele Grüße von Andrea

  9. Deine Papiere sind wirklich traumhaft schön! Das musste ich gleich selbst mal ausprobieren, Wenzhou-Papier hatte ich noch von einem anderen Projekt. Das einzige Problem: Wie verhinderst du die Linien, die beim Aufhängen entstehen?
    Eure Interviews erwarte ich jedes Mal gespannt, besonders dieses gestern hat mich viel Neues gelehrt. Danke dafür, ihr beiden!
    Liebe Grüße, Christine

    1. Liebe Christine, Die Linien verhindere ich gar nicht, bei einigen Bögen sind sie ein Gestaltungsmerkmal, andere hatte ich liegend trocknen lassen, oder mit Wäscheklammern aufgehängt, einfach fliessen lassen.

  10. Liebe Michaela,
    eine tolle Idee!!!
    Mich hat aber auch Dein Hinweis, dass Du mit dem Papier Stoff aufziehst neugierig gemacht.
    Gibt es zu der Technik eine Anleitung in Deinen Büchern?
    Wenn nicht, wo kann ich eine GUTE finden (das internet spuckt sicher tausende bei einer Suchanfrage aus)?
    Sommerblaue Grüße
    Gudrun

    1. Ja, die Anleitung zum Stoff auf Papier Aufziehen findest du in “Stoff trifft Papier”, wo sonst!
      Im Netz habe ich das noch nie gesehen.

  11. Beides richtig toll: Das Interview und das Papier. Ich kannte übrigens beide(s) nicht: Weder das Papier, noch Sabine (wohl aber den Blog) und ich empfinde beide(s) als Bereicherung 🙂 Danke also für das Interview, die Einblicke, Tipps, Anregungen und die blaue, kreative Sehnsucht!

  12. Vielen Dank für das neue Interview und die Einblicke in das Papierfärben. Es ist interessant wie unterschiedlich die Interviews sind und doch ist eines besser als das andere.
    Es macht doch Spaß so _mobil_ zu werkeln. Die Umschläge sind toll geworden.

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