Multipassionierte Farbklänge

Hallo und Herzlich Willkommen zum Mittwochs-Interview im Mai. Heute haben Susanne und ich Anika Liedtke @anitextildesign zu Gast, die uns von ihren vielen kreativen Leidenschaften erzählt. Außerdem blicke ich heute zurück auf bunte Workshops, die ich bei den Patchworktagen in Moers geben durfte und am Ende gibt es einen Blick in mein Mai-Büchlein: Alles zusammen eine bunte multipassionierte Melodie!

Die Textildesignerin aus dem Umland von Berlin kennen Susanne und ich zumindest virtuell schon lange. Wir folgen uns schon ewig, kennen uns von Postkunst-Aktionen und Mittwochs-Treffen während der Pandemie. So hatten wir irgendwie das Gefühl, Ani schon mal im Interview gehabt zu haben, hatten wir aber gar nicht. Jetzt haben wir es nachgeholt und sie erzählt uns in ihrem Gartenatelier von ihren kreativen Werdegang. Sie bezeichnet sich selbst als multipassioniert, also an vielem interessiert und immer wieder neugierig auf neue Techniken, Materialien und Herangehensweisen. Wir reden über Textiles und Workshops und ganz besonders über das  Emaillieren, das ihre aktuelle Leidenschaft ist.

Ihr findet Anika auf ihrer Website, wo ihr auch Workshops buchen und schöne handgemachte Dinge einkaufen könnt und
auf ihrem Instagram-Kanal, wo sie sehr aktiv ihren kreativen Alltag teilt und schöne Einblicke ihr gemütliches Atelier gibt.

Dankeschön für das nette Gespräch, irgendwann komme ich auch mal nach Berlin. Da war ich noch gar nicht oft, erst recht nicht im Umland. Dafür war ich am vergangenen Wochenende am Niederrhein in Moers:

Patchwork-Tage

In Moers fanden am langen Himmelfahrts-Wochenende die diesjährigen Patchwork-Tage der Patchwork-Gilde statt. Ich durfte dort diesmal zwei Workshops geben und 20 Patchworkerinnen meine Art des Stoffdrucks mit Schablonen zeigen. Durch die Ausstellung im Foyer bin ich während der Tage mehrfach durchgelaufen, die Händlerstraße im Nachbargebäude habe ich auch für einen kleinen Einkauf genutzt, ansonsten war ich gut beschäftigt. Die Kunsträume in der VHS sind super ausgestattet, Kristina Schaper war mit ihrem Siebdruck-Kurs im Nebenraum, wo ich mich zwischendurch immer wieder am Farb-Buffet bedienen durfte.

Bei mir ging es am ersten Tag in einem Halbtags-Kurs um den Schablonendruck auf kleine Stoffstücke, ein eigenes Charm-Pack. Diesen Kurs habe ich mit Varianten schon öfters gegeben, diesmal aber mit den Patchwork-Profis. Sie kamen alle gut vorbereitet mit zugeschnittenen Stoffstückchen im Format 5×5 Inch. Einige der Kursteilnehmerinnen hatten selbst gefärbte Stoffe dabei, die sie mit meinen Schablonenmotiven veredeln wollten.

So entstanden ganz individuelle Kollektionen, teilweise gut durchgeplant, teilweise sehr spontan. Das kleine Format hat den riesigen Vorteil, dass man ganz viel ausprobieren kann und nicht viel schiefgehen kann.

Ich bin immer wieder fasziniert, wie unterschiedlich meine Motive wirken, wenn sie andere Menschen in die Hände bekommen und mit anderen Farben und Untergründen kombinieren.

Am zweiten Tag gab es einen Ganztages-Workshop, der genauso startete. Viele bunte Stoffstücke wurden bedruckt. Die Farbklänge in der zweiten Gruppe waren noch bunter und leuchtender.

Diesmal wurde nicht nur für spätere Nähprojekte gedruckt, sondern etwas gezielter für ein textiles Gummibandbuch, das wir am Nachmittag fertig stellten. Der Nähmaschinen-Park wurde ausgepackt und die Profis gingen ans Werk. Da hatte ich nicht viel zu erklären, das Patchen und Kombinieren der Stoffstücke ging allen schnell von der Hand.

Wilde Farbmischungen oder analoge Töne wurden zusammengenäht, ich konnte nur zuschauen und dann bei der Fertigstellung mit der Ösenzange wieder aktiv werden.

Am Ende hatten alle ein ganz individuelles Gummiband-Buch. Obwohl sich die Fische, Buchstaben und Muster wiederholen, sind alle Bücher so einzigartig und individuell.

Hier lohnt es sich wirklich, im Detail zu schauen.

Damit die Teilnehmerinnen in Ruhe drucken konnten, habe ich mich immer um das Reinigen der Schablonen gekümmert. Mir ist es wichtig, dass so wenig Farbe wie möglich im Abwasser landet. Schablonen dürfen bei mir nicht unter fließendem Wasser abgewaschen werden, davon gehen sie auch zu leicht kaputt. Statt dessen rolle ich mit einer nassen Rolle die überschüssige Farbe ab, teilweise einfach auf Zeitungspapier, teilweise aber auch auf Stoff. Eine alte Tischdecke hatte ich in passende Stücke geschnitten und darauf mit nassem Druck und Restfarbe eine ganz besondere wässrige Kollektion gedruckt.

Ich habe mittlerweile auch eine neue Methode erprobt, mit der gar keine Farbreste mehr im Abwasser landen. Davon berichte ich demnächst mal ausführlich. Jetzt freue ich mich erstmal an diesen ganz besonderen Stöffchen mit ausgewaschenem Charme. Inspiriert von den Patchwork-Damen und einem Buch, an dem ich gerade mitarbeite, das im Herbst im Haupt-Verlag erscheinen wird, sollte ich mich mal ans Patchworken und Quilten geben.

Zunächst habe ich am ruhigen Sonntag nach den beiden Kurstagen nur den Prototyp des Gummiband-Buchs fertiggestellt, den ich für die Kursteilnehmerinnen vorbereitet hatte.

Und ich habe ein wenig weiter an meinem Mai-Büchlein gewerkelt, es hat nun einen Blütenzauber-Umschlag …

und einige melodisch-florale Innenseiten. Vom Stoff also wieder zurück zum Papier. Multipassioniert bin ich ja auch und irgendwie ergibt sich das eine immer aus dem anderen.

Nur musikalisch bin ich so gar nicht, nur passiv. Deshalb habe ich so gar keine Scheu, die Noten zu übermalen und wildes Grünzeugs darüber wachsen zu lassen.

Die letzten beiden trubeligen Mai-Wochenenden waren wirklich toll, so viele nette Begegnungen! Jetzt freue ich mich aber auch, diese Woche in Ruhe so einiges liegen gebliebenes abzuarbeiten und zwischendrin Zeit für Garten und Gäste zu haben.

Mit dem Thema Stoffdruck im kleinen Format geht es im Juni auch weiter. Zusammen mit Nico vom Almatela biete ich einen besonderen Kurs an, in dem wir die Stoffstücke bei mir im Studio bedrucken und im Almatela zu Patchworks weiter verarbeiten. Der Workshop ist besonders für Patchwork-Anfängerinnen geeignet. Spätestens dann werde ich meine Stöffchen verarbeiten.