Zeitungsschnipsel | MittwochsMIX 153

Über das Ende der Tageszeitung wollte ich schon lange schreiben. Es ist ein Thema, das ich seit Monaten mit mir rumtrage. Heute zum MittwochsMIX passt es wunderbar, denn aus Zeitungen kann man auch fransige Sterne als Weihnachtsdekoration herstellen und sie liefern inspirierende Wortschnipsel. Zu kreativen Schnipseltechniken habe ich am Ende dieses Beitrags einen sehr wertvollen Buchtipp für euch.


Ende Dezember ist es vorbei. Ich werde morgens nicht direkt nach dem Kaffeekochen nach draußen zum Briefkasten gehen und die Zeitung reinholen. Ich werde nicht mehr gemütlich beim Frühstück die Seiten umblättern, nicht mehr Zeilen ausschneiden und Teile der Zeitung in meine Kiste mit Schmierpapier legen. Ich werde mich nicht mehr ärgern über Werbebeilagen und das viele Papier, das direkt im Altpapier landet.

Zum Ende dieses Jahres haben wir das Abo unserer Tageszeitung in Papierform gekündigt. Es war ein langer Entscheidungsprozess, wir haben ewig gehadert. Für mich gehört die morgendliche Zeitungslektüre zum Start in den Tag, ein Ritual. Ich schaue den ganzen Tag viel zu viel in Bildschirme, groß oder klein, so dass mir der analoge Start in den Tag immer sehr wichtig war. Eine Tageszeitung ist ein Stück Kultur. Genauso brauche ich das Altpapier als Unterlage zum Buchbinden und Kreativsein.

Fransenzeitungssterne ©muellerinartstudio

Aber irgendwann im Laufe dieses Jahres fiel die Entscheidung. Die Zustellung war in Ferienzeiten und krankheitsbedingt oft unzuverlässig, kam gar nicht oder verspätet. Wenn ich die Tageszeitung – den Kölner Stadt-Anzeiger – nicht morgens früh auf dem Tisch habe, brauche ich sie gar nicht mehr. Mittags oder abends passt das Zeitungslesen nicht mehr in meinen Tagesrhythmus. Ich habe keine Lust, regelmäßig die Abonnenten-Hotline anzurufen, um mich zu beschweren. Außerdem ist so ein Abo ganz schön teuer und nicht gerade nachhaltig. Mit den steigenden Papier- und Energiekosten ist es auch nicht mehr vertretbar, jeden Tag so viel Altpapier zu erzeugen. 

In diesen letzten Wochen der täglichen Zeitungslieferung landet keine Zeitung bei mir im Altpapier, alles wird gesammelt. Derzeit falte ich aus dem kostbaren Altpapier Fransensterne, nach dieser Anleitung von herzgasse_nr.25, auf die mich meine kreative Nachbarin Ingrid aufmerksam gemacht hat. Auch als Fotohintergrund eignet sich die Zeitung sehr gut, besonders das Magazin des Kölner Stadtanzeigers, das ich sehr gerne mag.

Ab Januar lesen wir die Tageszeitung dann nur noch digital. Aber ob ich sie wirklich so intensiv lese, wie auf Papier, werden wir sehen. Die digitale Variante werde ich in Zukunft wohl kaum falten und Stempel darauf ausprobieren.

Stempelssterne ©muellerinartstudio

Zwei neue Sternstempel sind in dieser Woche entstanden. Einer ein wenig fransig, der andere inspiriert von meiner Sternenschablone. Es ist ja wieder einmal „carvedecember“, bei dem ich aber nicht so konsequent mitmache wie im letzten Jahr.

Stempelssterne ©muellerinartstudio

Immerhin haben wir auch noch „Die Zeit“ abonniert, die ist zwar nicht so schnell weggelesen, hat aber schönes großes Papier, das ich gut weiter nutzen kann. Auch wurde mir schon angeboten, alte Zeitungen für mich zu sammeln, da wird es sicherlich so schnell keinen Mangel geben. 

Schnipseln ©muellerinartstudio

Zeitungspapier ist ein wunderbares Kreativmaterial. Gefundene Worte und Schnipsel sind perfekt für Collagen und poetische Kreationen. Mit dieser Technik spielt Melanie Mezera in ihrem Buch „Schnipseln“.

Schnipseln Melanie Mezera

 ©muellerinartstudio

Als ich von Melanies Buch erfuhr, habe ich mit ihr sofort einen Schnipsel-Buch-Tausch ausgemacht. Mein Buch „Schnipsel und Pixel“ erscheint zwar erst im März, aber ihres ist schon da!

Melanie ist Kunsttherapeutin aus Wien und ich kenne sie aus unserer Post-Kunst-Community. In ihrem Buch gibt sie eine Menge Tipps und Ideen, wie man mit gefundenen Schnipseln ins kreative Tun kommt. Es ist so spannend zu lesen, wie man mit der Schnipseltechnik Wörter findet, die man selbst nie geschrieben hätte, wie man durch Zufallsfunde auf neue Ideen und Lösungen kommt und Blockaden abbaut.

Schnipseln Melanie Mezera

 ©muellerinartstudio

Ich habe immer schon gerne Worte ausgeschnitten, jetzt weiß ich, dass das alles auch einen Sinn hat! Besonders toll finde ich Melanies Technik des Schnipsel-Moodboards: Ein Streifen Masking Tape, auf dem ich gefundene Worte sammle und beliebig anordnen kann, ohne dass sie durcheinander fliegen oder in Kisten verschwinden. Mein Moodboard besteht gerade aus großen Headlines und ist sehr weihnachtlich geprägt, was ich mit diesen Worten mache, weiß ich noch nicht, aber alleine schon das Ausschneiden und Sammeln war ein wertvoller Prozess.

Schnipseln Melanie Mezera

 ©muellerinartstudio

Im nächsten Jahr werde ich also nicht mehr täglich aus der Tageszeitung wichtige Zeilen ausschneiden. Aber ich mir sicher, dass es noch genug Gedrucktes geben wird, das mir kreativen Schnipsel-Input liefern wird. Die Altpapiertonne wird in Zukunft also leerer werden, auch weil viele Worte zu kostbar sind zum Wegwerfen.


Alles zum MittwochsMIX „Sterne und Fransen“ sammeln Susanne und ich hier in dieser Liste und unter #sterneundfransen. Heute freuen wir uns auf das Gespräch mit der Schriftkünstlerin Birgit Nass, das wir euch nächsten Mittwoch zeigen werden. Und ganz aktuell freue ich mich, dass wir als erste Interview-Partnerin im neuen Jahr Melanie Mezera begrüßen dürfen und dann das Thema Schnipseln nochmal ganz ausführlich besprechen können!

8 Kommentare zu „Zeitungsschnipsel | MittwochsMIX 153“

  1. Ich habe mitlerweile kaum mehr Papier durch Zeitungen und Zeitschriften. Im Kreativen ist das manchmal echt ein Problem. Aber ich versuche es durch Verpackungen zumindest als Schmierpapier zu lösen. Diese schönen großen Sterne, gefaltet, mag ich auch sehr!
    ePaper haben übrigens den Vorteil, dass sie sich überall lesen lassen… 🙂
    Liebe Grüße Nina

  2. Der Abgesang auf das Zeitungsabo könnte von mir sein… ich habe im Zuge der großen Veränderung in meinem Leben auch auf die tägliche morgendliche Zeitungslektüre verzichtet, die Gründe sind ähnlich wie deine. Die Online- Version ist tatsächlich ein karger Ersatz und funktioniert zur Zeit auch nur mäßig.
    Du hast recht: Zeitungspapier ist in kreativen Zeiten unersetzlich. Aber kreativ bin ich nach wie vor nicht, gesammelt habe ich noch einiges, dass wenn…
    Deine Schnipselkollektion ist anregend, deine Sterne ebenso…
    Ich wünsche dir noch eine kreative letzte Adventswochenende!
    Astrid

  3. Habs öfter ausprobiert: aber ich kann lange, vielleicht auch komplexere Artikel und Essays nicht gut in digitaler Form lesen. Ich drucke sie mir dann aus. Auf die tägliche SZ in Papierform mag ich deshalb nicht verzichten. Zum Glück haben wir hier eine zuverlässige Zustellung.
    Liebe Grüße, von Eva

  4. Das einzige, was mein Vater mit 91 noch macht, ist Zeitung lesen. Die Schicht ungelesener Exemplare auf dem Wohnzimmertisch ist ungefähr 10 cm hoch.
    Das erste, was ich mache, wenn er nicht mehr lesen kann, ist, das Abo abbestellen. Welch eine Erleichterung wird das sein!!

    Liebe Grüße
    ela

  5. Also ich habe ein digitales Abo und ich finde es ganz schlimm… dann lese ich es auf dem Handy und datteln doch gleich wieder in der Gegend rum. Ich vermisse die Printausgabe sehr. Da ich in meinem Brotjob zu 100% vor 3 Bildschirmen sitze, tun mir abends oft die Augen weh. Ich brauch die analoge Schreibwelt zur Entspannung. Ich möchte gerne wieder auf die Papierausgabe wechseln. Außerdem brauch ich das Papier… jetzt habe ich immer zu wenig… ich liebe meinen Zeitschriftenstapel auf dem Couchtisch… es gibt immer wieder was darin zu entdecken… der darf da gerne auch eine Weile rumliegen…

  6. Ja, die Zeitung… Hatten auch mal die Zeit bestellt, aber die wird hier dann erst Montag zugestellt, dann ist das Zweisamkeits-Wochenende längst vorbei… Fürs Kreative hebe ich immer die von ihren schrecklichen Werbeblättchen befreiten Wochenblättchen auf. Schöner Stern 🌟. Und meine ältesten Enkelinnen und ich sind schon so gespannt aufs neue Mittwochs-Konzept… Sie meinten, wenn uns das nicht zusagen sollte, mixen wir selber weiter 😂😂😂. Liebe Grüße Ghislana

  7. so, endlich komm ich zum Lesen, liebe Michaela. Wie schön, dass das geborgte Wort hier so zur Geltung kommt. Als Liebhaberin von Wort und SChrift, von Text und Texten freue ich mich besonders auf das Buch und auf das eigene Werkeln mit Worten. So schön!
    Tolle Sterne auch, da franselt es ja gehörig 🙂
    Danke für den schönen Start in den Tag gestern, das war wieder sehr schön – und auf die Veröffentlichung des Interviews mit Birgit freue ich mich jetzt gleich noch ein Stückchen mehr. Das war so herrlich, unser Gespräch!
    LG. Susanne

  8. Wenn meine Nachbarn in Urlaub fahren, habe ich dann immer 2 Wochen lange unsere Tageszeitung. Schon toll, doch oft genug liegen dann manchmal 2-3 Exemplare übereinander, weil ich einfach nicht zum Lesen gekommen bin.
    Ein Abo war immer zu teuer für mich, so hab ich mir früher oft die Sonntagzeitung gekauft. Allerdings wurde diese schon vor Jahren eingestellt, leider.
    Digital zu lesen ist nicht so mein Fall – ich brauche auch noch echte Papierbücher!
    Übrigens ist die Washitape-Schnipsel-Aufbewahrungsidee sehr genial!
    Ich freu mich schon sehr auf Birgit im Interview, sie war mir im Frühjahr eine fantastische Lehrerin in einem tollen Online-Kurs!
    Liebe Grüße – Ulrike

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