Am letzten Mittwoch vor Weihnachten und der wohlverdienten Weihnachtspause zeige ich euch heute die Entstehung meiner Adventspost im Milchtütendruck, von der digitalen Skizze bis hin zu den fertig gedruckten Karten. Dabei stelle ich euch mein neues Spielzeug vor und wie ich es für den Druck umgebaut habe.
„Häuser“ war eins meiner favorisierten Themen für die Adventspost, deshalb war ich sehr froh, dass es einstimmig gewählt wurde. Die wunderbaren Ergebnisse der Aktion, die in diesen Tagen in den Briefkästen ankommen, bestätigen, dass es eine sehr gute Wahl war. Auf die vielfälten Häuser-Varianten der Post-Kunst-Teilnehmerinnen werde ich in diesem Beitrag nicht eingehen, das machen Tabea und ich wieder Anfang Januar in der großen Finisage auf dem Post-Kunst-Werk-Blog. Heute geht es um meine Karten mit der Nr. 14, die am vergangenen Samstag in allen Briefkästen angekommen sein müssten.
Motiv entwerfen und Druckplatte schnitzen
Nach den ersten Skizzen auf Papier habe ich digital meine Adventshäuser in Procreate gezeichnet. Ich wollte verschiedene Möglichkeiten des Tetra-Pack-Drucks ausreizen und habe eine kleine Stadt mit schmalen Häusern entworfen, die weihnachtlich geschmückt ist. In diesem Zeitraffer-Video seht ihr, wie die Zeichnung entstanden ist:
Die fertige Zeichnung habe ich spiegelverkehrt ausgedruckt, von der Rückseite kräftig mit Bleistift eingefärbt und auf die Milchtüte übertragen. Meine Idee war von Anfang an, einen Puzzle-Druck zu machen. Also eine Druckplatte aus zwei Teilen, die einzeln eingefärbt und dann gemeinsam gedruckt werden.
Einzelne Flächen wie die Türen und ein paar Fenster habe ich von der silbernen Schicht befreit, damit sie vollflächig drucken. Das runde Fenster in der Mitte habe ich ganz herausgeschnitten, so bleibt es weiß. Mit der Radiernadel habe ich gezeichnet und geritzt, Punkte, Streifen und Strukturen hinzugefügt.
Stanzmaschine zur Druckpresse umbauen
Bisher hatte ich Milchtütendruck immer mit meiner Minipresse oder einer kleinen Radierpresse gemacht. Von vielen Seiten hörte ich, dass auch Stanz- und Prägemaschinen aus dem Bastelbedarf sehr gut dafür geeignet sind. Bisher dachte ich immer, so ein Gerät brauche ich nicht, aber durch diese zusätzliche Einsatzmöglichkeit tun sich sehr viele Möglichkeiten auf. Auf Kristinas Rat und inspiriert von diesem Video von Sally Hirst, habe ich mir eine Maschine in DinA4 Format angeschafft und für den Milchtütendruck umgebaut.
Die „Big Shot“ und andere ähnliche Maschinen haben den Vorteil, dass sie sehr stabil auf dem Tisch stehen, ohne angeschraubt zu werden. Sie haben zwei fest eingebaute Walzen, die sich nicht in der Höhe einstellen lassen wie bei einer Radierpresse. Deshalb muss man ein „Sandwich“ bauen, das genau für den Druck passt.
Ich habe mitgelieferte Grundplatte aus Kunststoff durch zwei Bretter aus meinem Vorrat ersetzt, die zum Glück in der Breite genau passen, aber etwas länger sind als die Kunsttoff-Platte. Dadurch kann ich auch größere Formate drucken. Die beiden Bretter sind zusammen ca. 20 mm hoch, darauf habe ich einen dicken Filz gelegt. Der Filz ist sehr wichtig für die Tiefdruck-Technik. Durch die weiche Oberfläche kann sich das Papier so richtig gut an die Druckplatte anschmiegen und die Farbe aus den Ritzen aufnehmen. Zwischen Bretter und Filz kommen noch jeweils Papiere zum Schutz vor Farbe, je nach Dicke meines Druckpapiers auch mehrere Lagen Papier.
Farbe drauf und drucken!
Meine Druckplatte, die etwas kleiner ist als das Postkartenformat, habe ich auf eine dicke Folie geklebt, damit ich die beiden Teile besser positionieren konnte. Das ist ein Tipp aus dem Buch über „Experimentelles Drucken“ von Laura Vidal. Den Hintergrund habe ich in einem warmen Gelb eingefärbt, die Häuser in unserer vorgegebenen Farbe Paynes Grey. Ich drucke am liebsten mit den wasserlöslichen Akua-Druckfarben auf der Basis von Soja-Öl.
Die Farbe habe ich mit einem Stück Milchtüte aufgetragen, mit Wischgaze richtig gut in die Ritzen eingearbeitet und mit einem weichen Tuch überschüssige Farbe wieder abgewischt.
Dann habe ich beide Teile wieder zusammengesetzt, auf die Presse gelegt, das eingefeuchtete Papier darüber, mit einem Papier und dem FIlz abgedeckt und gedruckt. Vom Drucken gibt es keine Fotos, es war dunkel und ich hatte alle Hände voll zu tun!
Ich war dann richtig im Druck-Flow. Meist habe ich zwei Drucke gemacht, bevor ich die Platte wieder neu eingefärbt habe. Besonders gefallen hat mir, wie man mit unterschiedlich dickem Farbauftrag und dem Wegwischen von Farbe so viele Abstufungen erreichen kann.
Meine Idee mit der zweigeteilten Druckplatte funktionierte nicht bei jedem Druck. Je nachdem, wie dick der Farbauftrag war, quetschte die Farbe aus den Ritzen oder die Platten druckten nicht passgenau übereinander.
Einige Karten habe ich deshalb mit einem kompletten gelben Hintergrund gedruckt und dann die Häuser darüber gedruckt.
Ich habe verschiedene Papiere aus meinem Vorrat benutzt, einige waren dicker, einige gelblicher. Deshalb sind die Drucke sehr unterschiedlich, kräftiger oder zarter, jeder ein Unikat. Ich habe es zum Prinzip erklärt und mag die unterschiedlichen Wirkungen sehr. Wie immer kommt es mir mehr auf das Experiment an, als auf ein perfektes Ergebnis.
Die Druckplatte war nach der Auflage von 24 Karten (+ ein paar Probedrucke) ziemlich abgenudelt. Die Ziffer ist nicht mehr gut zu lesen, einige Ecken sind umgeknickt. Deshalb gibt es von mir auch keine Sonderpost. Es ist eine limitierte Auflage!
Die Drucke habe ich alle noch auf starkem Karton aufgeklebt, damit sie den Postversand gut überstehen. Nummeriert und signiert sind sie auf den Postweg gegangen.
Währenddessen sind hier natürlich auch schon sehr viele schöne Karten angekommen. Meine Küchenwand füllt sich Stück für Stück, eine wunderbar vielfältige Stadt entsteht. Im Januar zeige ich euch die ganze Sammlung. Heute sage ich schon Dankeschön für die vielen wunderbaren Drucke und die so vielfältigen und unterschiedlichen Umsetzungen des Themas.
Weil meine Weihnachtspost, unabhängig von der Adventspost, noch nicht komplett erledigt ist und auch noch einiges anderes auf der Liste steht für die verbleibende Zeit bis Weihnachten, verabschiede ich mich hiermit in die Weihnachtspause. Mit Wachs habe ich diese Woche nicht mehr gemixt, auch im Monatsbüchlein blieb es ruhig. Aber einen Newsletter wird es diese Woche noch geben und dann tauche ich ab zwischen Tannennadeln, Selleriesalat und Geschenkpapier. Euch allen wünsche ich wunderbar entspannte Feiertage, eine erholsame Pause und einen guten Start in ein buntes, friedliches und kreatives neues Jahr!
Hallo Michaela
Oh wie schön! Tolles Gelb! Meine ersten Versuchen mit den mitgelieferten Plastikplatten sind soweit okay. Warum noch mal bist du auf die Holzplatten umgestiegen? Um die Plexiglasteile zu schonen? Ich bin sehr erfreut, dass diese Maschine, die bei mir ja auch ganz neu ist, so gut funktioniert. Schon lange wünsche ich mir eine Möglichkeiten für den Tiefdruck. Und so klappen jetzt natürlich auch die Hochdrucke besser. Und hach, prägen geht auch. Leider sind bei mir ja die Tiefdruckfarben fast aufgebraucht. Mal sehen, wie ich meine Häuser trotzdem meistere 🙂 Danke noch mal für den tollen Filz! Und ja, eine sehr erfreuliche Postkunst Aktion! Bei mir sammeln sich auch wunderschöne Drucke an der Magnetwand 🙂
Liebe Grüße von Tabea
Tja, warum eigentlich? Das war wahrscheinlich das Video von Sally Hirst und Kristina, die von ihrer Maschine gesprochen hat. Das Brett ist etwas länger als die Plastikplatte und verlängert somit Druckfläche. Für die Postkunst musste sie nicht größer sein, aber ich wollte mir die Möglichkeit schaffen, auch größer zu drucken. Die Plexiglasplatten braucht man gar nicht zum Drucken, die sind zum Stanzen.
Was ist das wunderschön, liebe Michaela, und ich habe mich so gefreut auf diesen Blogpost nach deinem Teaser auf Instagram. Und ich wurde nicht enttäuscht! Gerade kommt die Sonne hier ins Fenster und scheint genau so schön gelb die Wände an wie der Hintergrund deiner Häuser. Ich danke dir für die Einblicke in die verschiedenen Schritte von dir. Das ist auch eine gute Referenz für später.
Ich hatte mir auch so eine große Walze zugelegt, zwar keine Big Shot, sondern ein anderes Modell, das ich zusammenklappen kann. Und ich habe den Kauf nicht bereut – mit Nudelpresse war es oftmals eher ein Glücksgriff…..
Nun ruht das Wachs heute bei uns beiden beim MittwochsMix. Das ist nicht schlimm – da hat vielleicht das chaos vom Januar schon etwas seine Schatten auf unsere Arbeitstische geworfen. Zumindest fühlt es sich bei mir noch so an.
Gute Zeit dir und bis bald!
Susanne
Welch schöne Drucke und gute Idee mit den Holzplatten. ich habe mir bisher mit den Acrylplatten und Pappe ein Sandwich für die Big Shot zum Drucken gebaut, fand das aber nicht wirklich komfortabel. Deine Lösung kling einfach und funktional. Danke fürs Teilen, dann mache ich mich mal auf die Suche nach passendem Holz 👍🏻
Eure Häuser sehen alle toll aus und mir blutet das Herz, dass ich dieses Jahr nicht mitmachen konnte. Die Entscheidung war aber richtig, so dass ich nun einfach eure tollen Werke bewundere.
Ganz Herzliche Grüße und noch eine schöne Vorweihnachtszeit.
Liebe Michaela,
Deine Herangehensweise war sehr interessant zu lesen und das Ergebnis wunderschön! Ich habe mit der Minipresse gearbeitet und es hat mir viel Spaß gemacht. Die BigShot als Druckpresse zu benutzen habe ich vor Jahren bereits ausprobiert, aber ohne Umbau durch Holzplatten. Das hat bei mir zum Bruch einer der Acrylplatten geführt, daher traute ich mich nicht mehr diese Maschine dafür zu benutzen. Aber Deine Idee der Zweckentfremdung macht mich neugierig.
Meine Häuser-Siedlung ist wunderbar unterschiedlich, allerdings in der zweiten Farbe fast durchgängig rosa, pink oder rot. Alle sind bisher angekommen, auch aus Österreich und der Schweiz.
Danke an Euch ALLE!
Frohes Fest, guten Rutsch, bleib gesund, fröhlich und kreativ.
Ute
Liebe Michaela,
Deine Herangehensweise war sehr interessant zu lesen und das Ergebnis wunderschön! Ich habe mit der Minipresse gearbeitet und es hat mir viel Spaß gemacht. Die BigShot als Druckpresse zu benutzen habe ich vor Jahren bereits ausprobiert, aber ohne Umbau durch Holzplatten. Das hat bei mir zum Bruch einer der Acrylplatten geführt, daher traute ich mich nicht mehr diese Maschine dafür zu benutzen. Aber Deine Idee der Zweckentfremdung macht mich neugierig.
Meine Häuser-Siedlung ist wunderbar unterschiedlich, allerdings in der zweiten Farbe fast durchgängig rosa, pink oder rot. Alle sind bisher angekommen, auch aus Österreich und der Schweiz.
Danke an Euch ALLE!
Frohes Fest, guten Rutsch, bleib gesund, fröhlich und kreativ.
Ute