Gucken und Drucken | MittwochsMIX 140

Am Mittwoch nach dem offenen Atelier muss ich euch vom vergangenen Wochenende erzählen. Alle, die nicht vor Ort bei mir gucken und drucken konnten, möchte ich auch gerne noch ein wenig mitnehmen. Dann stelle ich ich euch noch eine besondere kontrastreiche Drucktechnik vor, die es bei mir nicht zum ausprobieren gab, aber zum Blättern. Doch zunächst einmal hereinspaziert:

offenes Atelier im ©muellerinartstudio

Als ich die Tafel beschriftete, viel mir ganz spontan „gucken und drucken“ ein und das passte genau. Im vorderen Raum gab es viel zu gucken: Collagen, Büchlein und Bücher, Postkunst und Karten. Dafür hatte ich den Tisch zur Seite geschoben und viel Platz geschaffen:

offenes Atelier im ©muellerinartstudio

Im hinteren Raum konnten meine BesucherInnen drucken. Ich hatte auf dem Tisch eine Art Zirkeltraining (Kommentar von Tabea, die leider nicht in echt da war) aufgebaut und vier verschiedene Drucktechniken zum Ausprobieren vorbereitet: Stempeldruck, Schablonendruck, Gelliprint und Pflanzendruck mit der Mini-Druckpresse.

offenes Atelier im ©muellerinartstudio

Die Open-Press-Minidruckpresse war eindeutig der Star, zusammen mit ihren zarten Pflanzenmotiven.

offenes Atelier im ©muellerinartstudio

Hier wiederum hat der Salbei besonderen Eindruck gemacht und dabei auch noch zart geduftet.

offenes Atelier im ©muellerinartstudio

Nach kurzer Zeit sah der Tisch wild aus und immer wieder wurde Rundlauf gespielt. An beiden Tagen kamen viele liebe Gäste, gut verteilt, so dass es nie zu voll wurde. Ich habe mich riesig gefreut, dass einige Blog-und Newsletter-Leserinnen die Gelegenheit genutzt haben, endlich einmal Hallo zu sagen. Einige outeten sich als Postkünstlerinnen, auch teilweise direkt aus der Nähe, wie schön!

offenes Atelier im ©muellerinartstudio

Um niemanden zu vergessen, erwähne ich hier jetzt einfach keine Namen. Es war einfach nur toll, euch alle zu treffen. Auch lokale BesucherInnen der offenen Ateliers kamen vorbei, aber die waren eindeutig in der Minderheit. So einen Tag könnte in Zukunft eine schöne Tradition werden.

Sonnendruck ©muellerinartstudio

Eine Wand in meinem Studio hatte ich mit Sonnendruck dekoriert. Das kann man im Workshop nicht so gut ausprobieren, da man Zeit, Wärme und Platz braucht. Die Sonnendruck-Technik habe ich schon oft erklärt, aber ich werde immer wieder danach gefragt. Deshalb habe ich nun ein Anleitungs-Sonnen-Zine (also ein kleines Falt-Minimagazin) gestaltet. Gedruckt natürlich nicht im Sonnendruck, sondern im Riso-Druck.


Risografie? Was ist das denn? Das hatte ich mich in letzter Zeit immer wieder gefragt, stolperte ich doch immer wieder über kräftige Drucke in leuchtenden Farbem mit schönen Strukturen und sympathischem Versatz. Als vor ein paar Monaten Tanja von ihrem Riso-Workshop bei Tine Kopplin von Unverblümelt berichtete, war ich ganz wild darauf, es auch auszuprobieren.

Käferdruck Tanja Götz Farbschneiderei
Das hier ist Tanjas Käfer- Riso-Druck, den sie mir zum letzten Workshop mitbrachte.

Tine bietet ein tolles Workshop-Angebot an, das eine schöne Mischung aus analog und digital, online und Papier darstellt. Sie hat in ihrem Studio in Bayern zwei Risografen (japanische Kopiergeräte, die nach einem Schablonendruck-Verfahren arbeiten). Für die Workshops verschickt sie Materialien, Farbkarten, Vorlagen, Anleitungen und alles weitere gibt es im ausführlichen ZOOM-Meeting in kleiner Runde.
(Dies ist unbezahlte Werbung, ich habe meinen Workshop selbst bezahlt!)

Risoprints Tine Kopplin
Die Familie Fisch hatte ich mir direkt dazu bestellt.

In dem Zine-Workshop, den ich mitgemacht habe, ging es auch um die Besonderheiten der Drucktechnik, aber der Schwerpunkt lag bei den Zines selber und der Gestaltung solch kleiner Minimagazine. Unser Frühlingspost-Projekt mit den Gedankengärten oder meine kleinen Monatsbüchlein sind auch Zines, habe ich gelernt.

Im Anschluss an das Meeting musste ich nun selbst kreativ werden und die Druckvorlage für den zweifarbigen Druck herstellen. Das hätte ich digital machen können, aber in diesem Workshop lag der Schwerpunkt auf analogem Gestalten und so habe ich ein Layout geklebt wie vor langer Zeit. Vor dem Kleben musste ich mich natürlich entscheiden, welches Thema mein Zine haben sollte, da hatte ich so einige Ideen, aber mit Blick auf mein offenes Atelier und die herumliegenden Sonnendrucke, bot sich das Sonnenzine an.

Sonnenzine ©muellerinartstudio

Komplett analog ist es natürlich auch nicht. Die Texte habe ich am PC gesetzt und ausgedruckt, aber alles andere ganz manuell geschnitten und gezeichnet. Einen Bogen für den blauen Druck und einen Bogen für den gelben Druck, die der Risograph nacheinander aufs Papier bringen sollte.

Sonnenzine ©muellerinartstudio

Dieses Projekt war ein ziemlicher Schnellschuss, ein Nachmittag Schnippelarbeit, ohne Korrekturrunde, ohne Überprüfung am Rechner, wie sich die Tonwerte umsetzen lassen. Aber genau das war der Spaß. Tine hatte uns schon gesagt, dass es ein Experiment wird und nicht alles zu steuern ist. Sich eine schwarze Sonne in gelb vorzustellen, ist nicht so ganz einfach, aber ich habe ja noch uralte Erfahrung im Herstellen von Druckvorlagen.

Sonnenzine ©muellerinartstudio

Es dauerte nicht einmal eine Woche und meine gedruckten Zines kamen per Post zurück.

Die Farben leuchten kräftig, die typischen Riso-Strukturen mag ich sehr!

Sonnenzine ©muellerinartstudio

Die Farbmischung von blau und gelb hätte ich mir grüner vorgestellt, aber genau das war das Überraschungsmoment.

Sonnenzine ©muellerinartstudio

Die Schnittkanten des Layouts sind gar nicht zu sehen, sowohl gezeichnete als auch geklebte und gekleckste Elmente sehen super aus im Druck.

Sonnenzine ©muellerinartstudio

Falten musste ich die DinA3-Bögen noch selbst.

Sonnenzine ©muellerinartstudio

Am Ende hatte ich eine kleine Kiste voll mit 30 kontrastreichen Sonnenzines. Ein paar davon habe ich verkaufen können und 20 Stück könnt ihr jetzt in meinem Shop erwerben.

Die Zines werde ich mit persönlicher Widmung signieren und auch ein Stückchen Sonnendruck mit in die Post legen. Ist es nicht witzig, wie ähnlich die Strukturen wirken?

Und Schwupps, nach 3 Stunden sind die Zines alle ausverkauft…. Ich werde nachdrucken lassen!
Schaut mal hier seht ihr den Risodrucker bei der Arbeit
. Danke, Tine für dieses schöne Video!

Beim offenen Atelier haben mir einige Besucherinnen erzählt, dass sie in diesem Sommer der Sonnendruck-Virus erwischt hat. Zum Glück sind wir beim Sonnendruck ja nicht auf die Sonne angewiesen, die jetzt nicht mehr so knallig scheint. Wärme und Zeit reichen aus und wir können damit noch ein wenig den Sommer festhalten.

Sonnenzine ©muellerinartstudio

Die Sommerpost, die ja nun auch abgeschlossen ist, hat den Sommer auch gut festgehalten. Eine kleine Postkunst-Ausstellung gab es in meinem Studio auch zu sehen. Die Finissage der Sommerpost 2022 haben Tabea und ich letzte Woche in unserem Steady-Blog veröffentlicht. Dort könnt in aller Pracht sehen, was sich diesen Sommer so wunderbar gebündelt hat.

Sommerpost 2022 ©muellerinartstudio

Ich habe beim Aufräumen nach dem offenen Atelier noch schnell eine Kiste mit einigen Sommerdrucken beklebt (witzigerweise ist dies genau der Versandkarton, in dem meine Riso-Zines ankamen) und meine Sammlung vorübergehend dort hinein gepackt. Auf Dauer werde ich die schönen Drucke bestimmt noch weiter verarbeiten. Doch für den heutigen MittwochsMix brauchte ich noch eine Kiste! Kontrast habe ich mit gelb und blau schon reichlich geliefert. Alle MittwochsMixe, alle Kisten und Kontraste sammeln Susanne und ich in dieser Liste und unter #kisteundkontrast.

Sommerpost 2022 ©muellerinartstudio

Meine Studio-Besucherinnen warten jetzt auf neue Workshop-Angebote, bitte geduldet euch noch ein wenig. Wir leben derzeit gerade auf einer Baustelle und schaffe gerade sehr wenig, immerhin diesen Blogpost, während nebenan die Wand aufgeschlitzt wird und die Hiltis rattern.

6 Kommentare zu „Gucken und Drucken | MittwochsMIX 140“

  1. Heute Morgen bin ich schon sehr früh wach und schaue immer wieder, ob Du schon über das Wochenende geschrieben hast. Denn leider konnte ich nicht kommen.
    Den Tisch hätte ich auch (mehrfach, ) umrundet und die kleine Druckpresse ist nicht von ungefähr der Star! Genial, wie man die feinen Strukturen festhalten kann. Die Samenstände der Nelke (vermu) wären mein Favorit gewesen, ich liebe Samenstände.
    So schön, dass es alles ein Erfolg war! Ich habe übrigens jedes Foto groß gezogen und Dein Atelier so versucht, genauer anzuschauen 🙂
    Die neue Drucktechnik mit den überlagerten Farben mag ich sehr, man fühlt sich etwas in der Zeit zurück versetzt.
    Dann ein wenig Erholung und hoffentlich bald keine Baustelle mehr.
    Liebe Grüße
    Nina

  2. Ja, das war wirklich ein gelungener, inspirierender Nachmittag in Deinem wunderschönen Studio! Lieben Dank für Dein „immer-mit-Rat-und-Tat-zur-Seite-stehen“ – das bringt einen jedesmal ein bisschen weiter😉🎨….
    Es war auch eine prima Gelegenheit, andere Kreative wiederzusehen oder neu kennenzulernen, sich auszutauschen und gemeinsam alles auszuprobieren. Meine Pflanzendrucke warten jetzt auf weitere Verarbeitung, vermutlich werden sie zu Karten.
    Und nicht zuletzt das Stöbern im „Ausstellungsbereich“ hat großen Spaß gemacht- besonders die Adventspost-Karten in rot hatten es mir sehr angetan….

    Lieben Gruß, Barbara

  3. Hach, wieder ein wunderbarer Post zum Mehrfach-Spazierengehen… Und es ist schon kein Sonnen-Zine mehr zu haben, wie schade… Also für mich kannste schonmal 5 reservieren 🥰, falls du dich zum Nachdrucken entschließen kannst. Liebe Grüße, nach Diesigkeit am Morgen, wird es auch hier noch ein bisschen blaugelb… Ghislana

  4. Einen wundervollen und inspirierenden Bericht hast du geschrieben und ich erkenne ein paar meiner Sonnendrucke. Ich würde mich auch sehr freuen, wenn du das Zine Nachdruck würdest.
    Liebe Grüße Birgit

  5. sehr schön auf diese Art und Weise doch noch am offenen Atelier bei dir teilnehmen zu können
    (du bist für mich halt leider nicht“Grad um die Ecke“😀)
    liebe Grüße Karin

  6. Liebe Michaela, es hat mich sehr gefreut, bei Dir im Atelier vorbeischauen zu können. Wenn ich etwas schon oft im Internet gesehen habe, frage ich mich, wie es wohl in der Realität ist. Es war eine tolle Idee, dieses „Zirkeltraining“ – als ich es bei der Ankündigung auf Insta gesehen habe, wusste ich, dass der Besuch auch ein Sonntagsfamilienausflug werden kann 🙂 Und der Salbei-Duft war etwas ganz besonderes. Vielen Dank, dass Du Dein Atelier zum „Gucken und Drucken“ geöffnet hattest. Liebe Grüße, Kerstin

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