Auf Zanders | Dezemberspaziergang

Der monatliche Fotospaziergang für Kristinas Sammlung wird langsam zum Ritual, was sich sehr schön finde, besonders um meine Stadt damit besser kennen zu lernen und zu dokumentieren. Im Dezember hatte ich endlich die Gelegenheit, das riesige Areal der ehemaligen Papierfabrik Zanders zu besichtigen. Bergisch Gladbach ist durch die Papierproduktion geprägt, die seit letztem Jahr endgültig Geschichte ist. Ich hatte letztes Jahr im Rahmen der Sommerpost schon darüber berichtet.

Zanders Besichtigung ©muellerinartstudio

In den 25 Jahren, die nun hier wohne, war ich noch nie auf dem Firmengelände an der Gohrsmühle, nur einmal an der Pfötnerloge, um mir Papiermuster abzuholen. Jetzt gibt es im Rahmen der Neugestaltung des Geländes, die Möglichkeit, sich für eine öffentliche Führung anzumelden. Auch das hat etwas gedauert, bis ich endlich einen Platz bekommen habe, aber am 5. Dezember war es endlich soweit und ich konnte mit einer Gruppe, einem ehemaligen Mitarbeiter und einer Stadtführerin diesen unbekannten Stadtteil besuchen.

Zanders Besichtigung ©muellerinartstudio

Mitten in der Stadt und trotzdem ganz unbekannt, das riesige Gelände bemerkte man bisher als Einwohnerin kaum, alle Straßen führen großräumig drumherum, dabei ist es fast so groß wie die Innenstadt, die direkt daneben liegt.

Zanders Besichtigung ©muellerinartstudio

Es gibt wunderschöne alte denkmalgeschütze Gebäude

Zanders Besichtigung ©muellerinartstudio

und witzige Details zu bestaunen.

Zanders Besichtigung ©muellerinartstudio
Zanders Besichtigung ©muellerinartstudio

Bei der Führung wurden uns hauptsächlich historische Details aus der Arbeitswelt auf Zanders erläutert. Die Zukunft und Umnutzung ist in Planung und scheint sehr behutsam mit viel Wissen um das unschätzbare Kapital dieses neuen alten Stadtteils umgesetzt werden. Einen sehr interessanten Film zum Strukturprojekt kann man sich hier anschauen.

Zanders Besichtigung ©muellerinartstudio

Ich war an diesem trüben kalten Dezembernachmittag ganz bezaubert von den wunderschönen alten Gebäuden und kann mir sehr gut vorstellen, dass dieses Areal irgendwann richtig lebendig wird.

Zanders Besichtigung ©muellerinartstudio
Zanders Besichtigung ©muellerinartstudio

Die Papierfabrik hatte eine eigene Kläranlage und ein eigenes Kraftwerk, das der berühmte Architekt Dominikus Böhm 1929 entworfen hat, im Stil der “Neuen Sachlichkeit”:

Zanders Besichtigung ©muellerinartstudio
Zanders Besichtigung ©muellerinartstudio

Hier haben bis vor kurzem noch die Mitarbeitenden für ihr Frühstücksbrötchen Schlange gestanden.
Ein wenig Leben gibt es noch neben den Abbauarbeiten, bevor hier Neues entsteht: Mittendrin ein beleuchteter Tannenbaum:

Zanders Besichtigung ©muellerinartstudio

Wasser läuft, damit es nicht einfriert…

Zanders Besichtigung ©muellerinartstudio

Ich hätte noch stundenlang weiter schauen und fotografieren können,

Zanders Besichtigung ©muellerinartstudio

aber es wurde langsam dunkel und die Führung ging zu Ende. Am Ende haben wir noch Emma besucht, die frisch restaurierte Lok, die kurz danach auch offiziell dem Bürgermeister übergeben wurde. Ich freue mich, dass unsere Stadt bald einen großartigen neuen Stadtteil bekommt und bin sehr gespannt, wie es in 10 Jahren hier aussieht.

Zanders Besichtigung ©muellerinartstudio

Vor gar nicht so langer Zeit wurde noch der 60. Geburtstag des Luxuspapiers Chromolux gefeiert: Die Plakate hängen noch hinter den Fenstern der neueren Gebäude aus den 1980er Jahren. Jetzt gibt es kein Chromolux mehr und ich muss mir überlegen, ob ich meine wenigen Restbestände weiter verarbeite, oder ob sie irgendwann ganz wertvoll sind.

Zanders Besichtigung ©muellerinartstudio

Ich bin weiß es nicht, meine Kalender bekommen in diesen Tagen eine Bauchbinde aus kupferfarbenem Chromolux, das ich letztes Jahr aus dem Buchbinderkeller gerettet hatte. Auch einige Weihnachtskarten habe ich auf dem Material gedruckt und verschicke sie nun nach und nach.

Chromolux weihnachtskarten 
©muellerinartstudio

Diesen Beitrag schicke ich mit herzlichen Weihnachtsgrüßen zu Kristina nach Kopenhagen und bin gespannt, wo sie und die anderen Teilnehmerinnen im Dezember langspaziert sind.

10 Kommentare zu „Auf Zanders | Dezemberspaziergang“

  1. So lerne ich also auch mal ein bisschen von dieser sagenhaften Fabrikanlage kennen. Und dann muss ich immer daran denken, dass diese ganze Welt immer wieder von Frauen gemanagt wurden, was schon mal leicht übersehen wird: Julie Zanders, Maria Zanders, Olga Zanders. Mich hat die Beschäftigung mit diesen Frauen sehr fasziniert, wie du merkst.
    Einen schönen 4. Advent!
    Astrid

  2. Sehr spannend, diese Fabrikanlage. Die historischen Backsteingebäude sind ein Schatz. Ich hoffe, das mit dem neuen Stadtteil gelingt besser als die Immobilienentwicklung beim neuen Stadtteil auf den Reininghausgründen in Graz. Aber da wurde im Vorfeld bereits viel zerstört. Jedenfalls ist es eine Chance, so innenstadtneu einen komplett neuen Stadtteil zu bekommen. Auch wenn es natürlich schade ist, wenn es mit der Papierproduktion vor Ort nun vorbei ist. Wenn ich ein Lieblingsfoto küren müsste, würde ich mir aus all den tollen Backsteinfotos jedoch die Synfonie in Gelb aus gelben Rohren und gelber Regen- und Warnkleidung aussuchen.
    LG heike

  3. …das ist interessant und faszinierend anzuschauen, da würde ich auch gerne mal eine Führung machen…wirklich tolle Details hast du da eingefangen…

    wünsche dir einen schönen 4. Advent
    Birgitt

  4. Das ist ja Mal ein ganz besonderer Spaziergang! Ich mag diese Backsteingebäude (welche nicht nur energiesparend sind, sondern einfach schön)
    Ich würde sogar all die Schilder da lassen 🙂 Ich hoffe, sie lassen viel vom alten Charakter und ganz viele verschiedene Leute dort wohnen und arbeiten und kreativ sein.
    Gerade für jemanden, der so viel mit Papier schafft muss es ganz besonders schwierig sein, den Niedergang zu beobachten, aber besonders schön, das Gelände so nochmal zu sehen
    Danke Dir für den ganz besonderen Gang
    Liebe Grüße und schönen Adventsabend
    Nina

  5. Wie gern wäre ich bei diesem Rundgang dabei gewesen!! Ich liebe alte Fabrikgebäude, besonders wenn sie noch aus Backstein sind. Wie traurig, dass die Fima Zanders in Insolvenz gegangen ist und diese schönen Papiere nicht mehr hergestellt werden!
    Auf jeden Fall hast du tolle Fotos mitgebracht, die zeigen, wie spannend dieser Rundgang war.
    Liebe Grüße, mano

  6. Liebe Michaela,
    ist schon spannend, zu sehen und mitzuverfolgen, wie sich Städte wandeln mit der Zeit… ich hoffe sehr, die Stadtplaner gehen umsichtig zu Werke und es wird möglichst viel von den wunderschönen Gebäuden erhalten bleiben und vor Allem für viele Anwohner (will sagen: mit unterschiedlichen dicken Geldbeuteln) attraktiv werden. Um was wollen wir wetten? Die “Zantine” als Gastrobetrieb wird bestimmt wieder aufgelegt!
    Viele Grüße aus dem Norden sendet Kristina

  7. Sensationelle Fotos sind das! Ganz viel erinnert mich an die alte Wülfing-Weberei, wo wir vor kurz vor der Schließung vor vielen Jahren Fotos machen durften. Papiere von Zanders habe ich hier auch noch, ebenso alte Kalender und Werbedrucke – was für eine Qualität.
    Danke für die tollen Bilder und die Motivation, im nächsten Jahr auch eine Führung mitzumachen.
    Liebe Grüße
    Christine

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