Das Museumsbuch

Kommt ihr mit ins Museum? Ein Museumsbesuch ist doch der perfekte Plan für einen verregneten Novembertag. Natürlich nur, wenn man nicht krank ist, wie so viele von uns gerade. Ich rapple mich gerade nach einer Woche wieder auf und komme langsam zu Kräften. Nach ein paar Tagen im Bett war das Schnipseln und Kleben in meinem Londonbuch und meinem Museumsbuch die beste Therapie. Ich konnte langsam wieder etwas Kreatives tun, gleichzeitig meine Erinnerungen festhalten, die schönen Mitbringsel verarbeiten und dabei Kunst-Podcasts hören. Heute nehme ich euch mit in fünf Museen: drei in London und in zwei Museen im Ruhrgebiet.

Mein Museumsbuch hatte ich mir im Frühjahr aus einem alten Kunstbuch mit wilden Collage-Seiten gebunden. Hier hatte ich darüber berichtet. Zusammen mit dem Vorsatz für dieses Jahr, öfter ins Museum zu gehen, füllte es sich bis heute sehr schön. Nach einer langen Sommerpause gab es jetzt im Herbst tolle neue Eindrucke und Museumsbesuche. Allein in vier Tagen London kamen drei Museen dazu. In London ist der Besuch der öffentlichen Museen kostenfrei, nur besondere Ausstellungen kosten Eintritt. Deshalb sind die Museen ruhige Treffpunkte in der Stadt, in die man einfach so rein läuft, sich trifft, etwas schaut und verweilt.

Das Museumsbuch nach ©muellerinart

Victoria & Albert Museum

Als erstes auf meiner London-Liste steht immer das V&A. Wer meinen Blog schon länger ließt, weiß, dass dies mein absolutes Lieblingsmuseum, mein Sehnsuchtsort ist. Dieser Tempel des Kunsthandwerks und des Design ist so ein wunderbarer Ort. Ich könnte mich eine Woche dort einschließen lassen. Ich mag die lebendige Atmosphäre, die vielen schönen Dinge, die großartigen Räume, die Menschen, die dort zeichnen und sich weiterbilden.

V&A London ©muellerinart

Dort hätte ich noch ewig sitzen können, zeichnen, schreiben und dann wieder eine Runde gucken. Es ist für mich noch unbegreiflich, dass mein Sohn nun direkt gegenüber auf dem Campus des Imperial College studiert und arbeitet, zwar zu ganz anderen Themen als mich interessieren, aber es ist eine großartige Verbindung. Ich komme also wieder, vielleicht nehme ich dort auch einmal an einem einen Workshop teil. (Die aktuelle Chanell-Ausstellung habe ich übrigens nicht gesehen, die Tickets sind schon komplett ausgebucht, aber das war auch nicht nötig.)

Das Museumsbuch nach ©muellerinart

National Portrait Gallery

Der nächste Tag führte uns in die National Portrait Gallery. Im Gegensatz zur National Gallery auf der anderen Seite des Gebäudes am trafalgar square, hatte ich dieses Museum noch nicht besucht. Ganz neu eröffnet war die Ausstellung mit Portrait-Zeichnungen von David Hockney, die, nachdem sie 2020 mit Ausbruch der Pandemie nach ganz kurzer Öffnungszeit schließen musste, am Tag vorher neu aufgemacht hatte. Diese Ausstellung kostete natürlich Eintritt, auch nicht zu wenig, aber es hat sich absolut geloht. Geniale Zeichnungen aus allen Lebenslagen. Von sehr zart und detailliert bis zu wild und expressiv, immer mit viel Gefühl für die porträtierte Person, meisterhaft!

Das Museumsbuch nach ©muellerinart
Das Museumsbuch nach ©muellerinart

Warum ich dann in der Sammlung eine Etage höher dieses seltsame Portrait fotografiert habe, erschließt sich mir erst eine paar Tage später.

National Portait Gallery 
London ©muellerinart

Design Museum London

Am dritten Tag war das Design Museum in Kensington dran, auch das kannte ich noch nicht. Diesmal ein modernes Gebäude, innen sehr schön offen und freundlich. Auch dieses Museum ist ein großartiger öffentlicher Ort, einfach um sich zu treffen und sich inspirierender Umgebung aufzuhalten. Die gut gemachte Ausstellung “Designer, Maker, User” zeigt viele spannende aktuelle nachdenkliche Aspekte des Designprozesses. Ich habe mich wohl gefühlt, sieht man, oder?

Design Museum  London ©muellerinart

In allen Museum lande ich am Ende immer im Museumsshop, das geht gar nicht anders. Ich liebe Museumsshops und habe ich sehr zurück gehalten, nicht zu viel zu kaufen, aber ein paar Postkarten oder Kleinigkeiten sind immer drin. Alleine schon, um eine Tüte zu haben, um sie ins Buch zu kleben. Weil es in kostenlosen Museen und natürlich auch aus Nachhaltigkeitsgründen nicht mehr so viele Drucksachen zum Mitnehmen gibt, habe ich später einige Fotos ausgedruckt und auf meine wilden Collagenseiten geklebt.

Das Museumsbuch nach ©muellerinart

Das war der kleine London-Museums-Rückblick. Wie gut, dass wir in den nächsten Jahren nochmal öfters hinfahren werden. Es gibt noch reichlich Museen, die wir noch nicht gesehen haben.
Aber man muss auch gar nicht bis nach London. Auch hier in Deutschland gibt es großartige Museen, zwei davon im Ruhrgebiet habe ich im Oktober besucht:

Museum Küppersmühle Duisburg

Eher zufällig sind wir am Ende des Ruhrradwegs im Oktober im Museum Küppersmühle gelandet. Nach vier Tagen auf dem Rad war es eine willkommene Abwechslung. Doch die Aufmerksamkeit war mit den etwas wackeligen Knien nach dem langen Radeln nicht vollkommen da.

Das Museumsbuch nach ©muellerinart

Das unglaubliche tolle Gebäude, ein alter Getreidespeicher im Duisburger Innenhafen, umgebaut von den Schweizer Architekten Herzog & de Meuron ist allein ein Kunstwerk. Die Treppenhäuser, das Innere der Silos, die riesigen Räume, großartig.

Museum Küppersmühle ©muellerinart

Ausgestellt wird deutsche Nachkriegskunst, viel abstraktes, eindrucksvoll und wichtig, ein wenig zu männlich. Die aktuelle Ausstellung von Christoph M. Gais hat mir sehr gut gefallen, tolle Muster als Gemälde.

Museum Küppersmühle ©muellerinart

Museum Folkwang Essen

Das Museumsbuch nach ©muellerinart

Schon zum zweiten Mal in diesem Jahr war ich im Museum Folkwang in Essen. Diesmal stehen drei große Namen auf dem Plakat: Chagall, Matisse, Miro. Ehrlich gesagt ist das eine Mogelpackung. Aber eine sehr schöne Mogelpackung, denn eigentlich ist es eine Ausstellung über Druckgrafik und Künstlerbücher aus Paris. Die drei sind nur einige unter vielen anderen tollen Künstlern. Es gibt großartige Drucke in verschiedenen Techniken, tolle Bücher und einzelne Gemälde. Der Ausstellungstitel ist garantiert nur ein Marketingtrick, um mit den besten Namen zu werben. “Druckgrafik aus Paris” hätte sicher nicht so einen Magneteffekt, schade.
Trotzdem, oder vielleicht gerade weil ich nicht damit gerechnet hatte, habe ich mich die graphischen Werke umso mehr gefreut. Das Künstlerbuch “Jazz” von Matisse ist einfach unglaublich toll und kraftvoll im Original:

Museum Folkwang
 ©muellerinart

Das war ja ein richtiger Museumsherbst bisher. Mein Museumsbuch ist so gut wie voll. Die wilden Untergründe passten manchmal ganz gut, auf manchen Seiten haben sie den Ausstellungen etwas die Show gestohlen. Für das nächste Jahr werde ich mir wieder ein Museumsbuch binden, aber diesmal darauf achten, die Seiten ruhiger zu gestalten.

Das Museumsbuch nach ©muellerinart

Wann wart ihr das letzte Mal im Museum? Welche Ausstellung könnt ihr empfehlen?
Das Thema “Abstrakt” des MittwochsMIX im November habe ich mit meinem Museumsrundgang auch erfüllt, auch wenn es keine eigene abstrakte Kunst von mir zu sehen gibt, dafür war diese Woche einfach keine Kraft da.

Ich sammle jetzt meine Kräfte, damit ich am Wochenende fit bin und meine Studiotür für das Kreativ Kwartier öffnen kann. Es wird auch eine kleine Ausstellung geben, die neuen Kalender werden fertig sein und natürlich könnt ihr bei mir wieder selber drucken. Das ganze Programm findet ihr hier.

13 Kommentare zu „Das Museumsbuch“

  1. Wie gut, dass es Dir langsam besser geht. Beim Maskenportrait musste ich dann auch schief und eigentlich nicht unbedingt positiv gestimmt grinsen
    Die NPG hat mir damals auch sehr sehr gut gefallen. Zweimal habe ich es da rein geschafft, beim ersten mal waren Museen noch nicht frei. 🙂
    In das V&A habe ich es leider noch nie geschafft, nur als Teile davon in Bonn waren, bin ich da gerne rein!
    Ich gestehe, dieses Jahr bin ich noch gar irgends drin gewesen. Irgendwie haben wir es nicht geschafft
    Dein Buch ist wunderbar geworden, eine schöne Art sich damit noch einmal auseinandersetzen und ja, mich zieht es auch immer in den Shop, aus gleichen Gründen
    Werde wieder richtig gesund
    Liebe Grüße
    nina

    1. Oh ja, die Ausstellung damals in Bonn habe ich auch gesehen und sie war für mich ein Türöffner zu so vielem. Damals habe ich gedacht, ich will Mustermachen lernen!
      Und geh mal wieder ins Museum, lohnt sich!

  2. Ach herrlich, so mit dir heute durch die Museen zu schlendern, das sehr Abstrakte und sehr Konkrete aufzusaugen! Danke dir, liebe Michaela, für diesen Rundgang und für die Einblicke in dein tolles Museumsbuch! Gut, dass es dir schon wieder besser geht und ganz viel Spaß fürs Wochenende! Davor hören wir uns aber noch – ich freue mich!
    LG. Susanne

  3. Liebe Michaela,
    ich freue mich für dich, dass es jetzt wieder gesundheitlich aufwärts geht und du wieder voll in den Kreativ-Trubel einsteigen wirst in den nächsten Tagen!
    Das Museumsbuch hatte ich ja schon damals, als es noch ganz frisch war, toll gefunden und es freut mich besonders, dass es in Anlehnung meines No scrap left behind Kurses entstanden ist. Um deine London-Connection beneide ich dich ein wenig, aber, ach quatsch! Mir fällt ein- vielleicht kannst du mir ja bei deinem nächsten Besuch einige von mir heißbegehrte Zeitschriften mitbringen, die es hier nur sehr schwer zu bekommen gibt, Grins…
    Viele Grüße sendet Kristina

  4. Hallo Michaela, von mir hörst du selten, aber ich folge deinem Blog mit gr Interesse.
    OH ja, London, das V & A ist auch mein Liebling, endlose Inspiration, Gebäude u Inhalt. Und der Speisesaal, das beste Museums Café der Welt. Und du warst im neuen Design Museum, das kommt bei mir noch. Bei der Einrmteittspolitik der Museen könnte sich dieses Land ne Scheibe abschneiden. Ich hab lange in Glasgow gelebt und kann die dortige Kelvingrove Art Gallery empfehlen, schön victirianisch. Letztes Jahr in Edinburgh das erste Mal im Scottish National M., ein riesiges helles Gebäude, wie ein botanisches Gewächshaus in Stahlskelettbauweise.
    Im Ruhrgebiet kann ich das Lehm ruck Museum empfehlen, Duisburg?
    Interessant, einMuseumsbuch hab ich dies Jahr auch begonnen.
    Jetzt erst mal die Grippe loswerden. Waren auf dem Berliner Jazz Fest…..
    Gute Besserung und erfolgreiches WE.
    Petra aus Stade

    1. Liebe Petra, das ist schön, dass du so ausführlich kommentierst! Schottland, ein Traum! Und ja, das Lehmbruck-Museum ist auch in Dusburg, das sollte ich dann für nächstes Jahr mal einplanen.
      Gute Besserung dir auch!

  5. Liebe Michaela, da hat es dich ja ganz schön umgehauen, gut, dass es dir wieder besser geht.
    Da ich einen Job im Museum habe, bin ich jede Woche dort, besuche aber auch im Urlaub gerne welche, so in unserem Sommerurlaub die wunderbare, ganz andere Udo Lindenberg Ausstellung in Rostock. Bei uns in Bielefeld und Umgebung gibt es größere und einige schöne kleine Museen mit wechselnden Ausstellungen, so zum Beispiel das Fächermuseum, klei aber fein, derzeit eines von zweien auf der ganzen Welt. Das zweite ist in London, vielleicht ein Tipp für dich in einem zukünftigen Besuch in London. Ein drittes gab es noch in Paris, das ist im Moment geschlossen soll aber irgendwann wieder eröffnet werden.
    Vielen lieben Dank für den Tipp mit dem Kunst Podcast. Werde ich unbedingt mal reinhören.
    Liebe Grüße Birgit

    1. Ein Job im Museum kann ein Traum sein, oder manchmal auch langweilig? Fächermuseum? Was es alles gibt!
      Spannend, irgendwann komme ich auch mal nach Bielefeld!

  6. …herrlich …mit dir zu schauen…Ich bin ja so gar kein Museumsgänger, aber vielleicht habe ich das richtige noch nicht gefunden.
    Wie schön, dass es dir wieder besser geht. Zu gerne wäre ich am Wochenende dabei. Liebe Grüße, Sandra

  7. oh, oh, oh!! was für tolle museen, die du so wunderbar in ein buch gebracht hast. london ist ein bisschen zu weit für mich, aber von einem besuch in der küppersmühle duisburg und im folkwang in essen träume ich schon lange. ihr habt im ruhrgebiet einfach so viele tolle museen! ich hab dieses jahr einige ausstellungen besucht, vor allem aber kleinere in der region.
    liebe grüße von mano

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