Die Farbe des Wassers, meine Sommerpost 2023

Diese Woche ist meine Sommerpost-Woche, meine Aquarell-Briefe sind seit Montag auf dem Weg und hoffentlich bei allen in meiner Gruppe gut angekommen. Heute zeige ich den Fluss meiner Farbe in diesen Sommerwochen, meine Herangehensweise an das Thema, meine Suche nach wissenschaftlichen Erklärungen der Farbe von Wasser und am Ende auch ein wenig Fisch, es ist ja Freitag.

Im Fluss des Sommers: Ein Wasserbuch in Aquarell

Tabea und ich hatten uns ja in diesem Sommer etwas sehr entspanntes ausgedacht, wir haben es einfach fließen lassen.
Zu Anfang der Sommerferien waren wir im Urlaub, mein Aquarellkasten war dabei, aber ich habe noch nicht an der Sommerpost gearbeitet, nur Farben und Wasserstimmungen in Bergbächen, Flüssen und Seen gesammelt.

Zurück zuhause habe ich meine Pinsel rausgeholt und immer wieder zwischendurch ein paar Seiten gemalt. In der Aquarellmalererei fühle ich mich sehr zuhause, das habe ich schon immer gemacht, vor Ewigkeiten sogar schon Kurse an der Volkshochschule gegeben. Also war es keine Erarbeitung einer neuen Technik, sondern ein lockeres Fließenlassen der Farben.

Ich habe immer mehrere Bögen gleichzeitig auf ein Brett aufgeklebt und mit Masking-Tape Ränder geklebt, um schöne Kanten auf der inneren Doppelseite zu erhalten.

Anders als ich es früher gelernt habe, habe ich die Papiere nicht mit Nassklebeband aufgezogen, nur mit Malerkrepp aufgeklebt. Dabei wellen sie die Papiere natürlich stärker als bei der fest aufgezogenen Variante, für die ich diesmal zu faul war.

Ich mag sehr, der Farbe beim Trocknen zuzuschauen.

Eine kleine Serie gleichzeitig zu bearbeiten hatte den Vorteil, nicht immer die Farbe neu anmischen zu müssen. Abends im Vorbeigehen bekamen sie oft noch eine neue Farbschicht.

Morgens nach dem Trocknen kam der schönste Moment: Das Abziehen des Klebebands. Meist offenbarte sich eine perfekte Kante.

Mein neu entdecktes Lieblingswerkzeug war der Fächerpinsel. Mit ihm konnte ich in schnellen Schwüngen ganze Seiten mit Wellenmustern versehen, das ging flott und hat einen tollen Effekt.

Ein wenig Text sollte auch noch her, das ging mir nicht so leicht von der Hand. Und ich wollte doch auch noch herausfinden, welche Farbe, Wasser wirklich hat. In dem tollen Buch “Blau” von Kai Kupferschmidt, das für den “Blauen Sommer” auf meinen Tisch lag, fand ich unter der Überschrift “Klares, klares Wasser”, diesen Abschnitt:

Wasser ist eine Ausnahme. Soweit wir wissen, ist es die einzige Substanz auf der Erde, deren Farbe nicht auf der Bewegung von Elektronen, sondern auf Schwingungen des Moleküls beruht. Normalerweise reicht zwar schon die Energie von infrarotem Licht aus, um Moleküle in Schwingung zu versetzen, doch das Wassermolekül ist ein Sonderfall. Ein Wassermolekül besteht aus einem mittleren Sauerstoffatom und zwei Wasserstoffatomen, die so angeordnet sind, dass das Molekülmodell einem V gleicht. Diese beiden Wasserstoffatome (die leichtesten Atome, die es gibt), sind in flüssigem Wasser besonders fest gebunden. Dadurch steigt die Energie, die nötig ist, um sie in Schwingungen zu versetzen. Wenn Sonnenlicht auf das Wasser trifft, regt deshalb nicht das energiearme Infrarotlicht die Bewegungen an, sondern sichtbares Licht im roten Bereich. Das Wasser nimmt diesen Teil des Lichts also auf und wandelt ihn in Bewegung um. Der Rest des sichtbaren Lichts bleibt übrig und erscheint blau. In einem Glas Wasser ist der Effekt zu schwach, um ihn zu sehen. Aber in klarem, tiefem Wasser kann man ihn hervorragend erkennen und darum ist der Crater Lake bei Sonnenschein so außerordentlich blau.

Doch warum ist das so? Eine Eigenheit des Wassermoleküls ist, dass es einen positiven und einen negativen Pol hat. Das Sauerstoffatom teilt sich mit jedem Wasserstoffatom je zwei Elektronen. Doch diese negativ geladenen Teilchen sitzen nicht in der Mitte zwischen Wasserstoff und Sauerstoff. Der Sauerstoff zieht sie deutlich stärker zu sich, und so entsteht dort ein negativ geladener Teil des Moleküls und die Wasserstoffatome sind dagegen leicht positiv geladen. Diese Ladung lässt Wassermoleküle stärker aneinander kleben, als das normalerweise der Fall wäre, Forscher bezeichnen dies als Wasserstoffbrücken. Sie sind der Grund dafür, dass Wasser bei Raumtemperatur noch flüssig ist und erst bei 100 Grad Celsius zu einem Gas wird – eine der Voraussetzungen für das Leben, wie wir es kennen.
Sie sind auch der Grund dafür, dass sich Zucker in Wasser löst. Und glaubt man vielen Forschern, sind sie auch der Grund dafür, dass Wasser blau ist, denn durch die feste Bindung erhöhe sich die Energie, die nötig sei, um die Moleküle in Schwingungen zu versetzen.

Kai Kupferschmidt, Blau

Das klingt spannend, aber so richtig verstanden habe ich das mit der Wasserstoff-Brückenbindung nicht. Bei weiterer Recherche habe ich einige Seiten gefunden, die gut erklären, dass Wasser nicht farblos, sondern blau ist.
Hier ein paar Links: Geo, die Sendung mit der Maus, Spektrum der Wissenschaft. Die ganzen chemischen Details haben sich mir nicht wirklich erschlossen, aber dann fand ich ein Hesse-Zitat aus Siddhartha, das mir sehr passend erschien:

Mit tausend Augen blickte der Fluß ihn an, mit grünen, mit weißen, mit kristallnen, mit himmelblauen.

Hermann Hesse, 1877–1962

Mit dem dünnsten Pinsel schrieb ich diese Zeilen auf die aquarelligen Hintergründe – ups, ja mit Rechtschreibfehlern … aber ich war im Flow und die Korrektur ist da nicht so einfach.

Auf die Rückseite kam noch ein kleiner Fisch, fertig war meine Wasserpost.

Auf die Umschläge kam auch ein Wellenmuster. Erst nach dem Beschriften fiel mir auf, dass sie viel zu groß waren und als Großbrief verschickt werden mussten, unnötig teuer, naja.

Ein paar Aquarellpapier-Fischlein habe ich noch in Farbe schwimmen lassen,

und nach dem Trocknen an die Karten gebunden.

All das entstand in den letzten Wochen nach und nach und sehr entspannt, während sich meine Sommerpost-Kiste immer weiter füllte.

Wieder einmal habe ich reichlich Sonderpost bekommen. Ganz ganz lieben Dank für all euren wunderbaren Aquarelle. Tabea und ich werden auf dem Post-Kunst-Werk-Blog eine ausführliche Finissage machen und eure Kunst würdigen. Vielen vielen Dank fürs Eintauchen in das schöne Thema.
Nicht allen kann ich auch eine komplette Sommerpost zurück schicken. Deshalb habe ich beschlossen, die drei Sets, die hier noch übrig sind, unter all denen zu verlosen, die mir Post geschickt haben. Das mache ich dann Anfang September, wenn alle Briefe angekommen sind.

8 Kommentare zu „Die Farbe des Wassers, meine Sommerpost 2023“

  1. Mal sehen, ob es diesmal klappt einen Kommentar zu hinterlassen… Ich liebe ja die Entstehungsgeschichten der Postkunst, leider sind sie selten geworden. Und so freue ich mich ganz besonders, mich an deiner zu erfreuen. So wie dein Thema, so floss die Entstehung dahin den Sommer über, toll… Und der Hesse passt so gut, so geht es mir jeden Morgen, wenn mich der See anguckt… Liebe Grüße Ghislana

  2. Wunderschön, Michaela.
    Deine Karten bestätigen mich in der Ansicht, dass weniger meistens mehr ist.
    Sehr leicht, zart und einfach gut! Der kleine Fisch als Signatur sofort der Künstlerin zuzuordnen.
    Liebe Grüße, eva…gerade mal nicht besonders „busy“

  3. eine so gute Idee, in Schichten und alles nebeneinander zu malen! Und der Herman Hesse passt ganz wunderbar. Und das i Tüpfelchen ist natürlich Dein Fisch! Die chemische Farbenerklärung lasse ich mir vom Sohn noch einmal erklären, die habe ich nur zum Teil verstanden. ☺️ Aber Wasser ist ja auch etwas ganz Besonders.
    Schönes Wochenende und liebe Grüße
    Nina

  4. liebe michaela, vielen dank für deine wunderschöne sommerpost. so zart deine schwungvollen wellen und mit dem kleinen fisch ganz müllerin. ich mag deine farben und freu mich ganz doll. herzliche grüße, martina

  5. liebe michaela,
    so schön, die entstehungsgeschichte deiner sommerpost hier zu lesen und anschauen zu können. deine fotos sind wie immer reizvoll und könnten sofort in ein neues buch geraten!
    liebe grüße
    mano

  6. Liebe Michaela,
    heute bin ich auf Blog-Spaziergang- sowohl auf diversen Monatspaziergängen als auch in unserem Mittwochs- Blogger-Club 🙂
    Während ich deine Wasserpost betrachte, trocknen nebenan auf dem Küchentisch meine Sommerpostbögen. So gefällt mir das!
    Liebe Grüße sendet Kristina

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